Im Kontext der sich verändernden gesellschaftlichen Strukturen und dem damit einhergehenden globalen Kapitalismus, der zwischenzeitlich auch als digitaler Kapitalismus bezeichnet werden kann, sollten sich ArbeitnehmerInnen andauernd neu erfinden und durch effizientes Selbstmarketing im Internet den Berufseinstieg bestehen. Dieses zunächst harmlos erscheinende «neu erfinden», wird vielfach als natürlicher Prozess empfunden, vor allem für Menschen, die sich in der Maschinerie des Kapitalismus wiedererkennen können. Die Sektoren, die am stärksten betroffenen sind, beispielsweise die Informations- und Kommunikationstechnologiebranche, Weiterbildungs- und Beratungssektor, sowie die «New Economy». Die neue Welt der Jobsuche im Kontext einer sich andauernd verändernden Gesellschaftsstruktur, welche durch Soziale Medien begünstigt werden, hat weitreichende Folgen. Beispielsweise durch das Entstehen von Xing, LinkedIn und die Nutzung der klassischen Sozialen Medien wie Facebook und Instagram als Bewerbungstool sollen die gläsernen Nutzer ihr Profil aktiv vermarkten, sodass gemäss Aussagen von Recruitern kein suspektes Bild entsteht. Nicht nur die zukünftigen Angestellten sollen sich im Internet positiv darstellen um «Erfolg» zu haben, sondern auch auf der Seite der ArbeitgeberInnen hat sich der Stil der Rekrutierungsprozesse verändert. Durch «Active Sourcing», oder «open-candidates» Suche im Internet, wird die Verlagerung der Bewerbungsprozesse zunehmend von Print ins Internet verlagert und von Stellenausschreibungen auf Jobportalen hin zu einer aktiven Suche von BewerberInnen, welche jedoch nur online sichtbar sind. Der Begriff Selbstunternehmertum, kann als Aufforderung aufgefasst werden, das eigene Leben ständig zu hinterfragen, und alle Bezüge des Lebens marktkonform zu organisieren. Dies bedeutet das im Vergleich zu früher «als Unterdrückte» welche die Arbeitskraft als Ware auf dem Markt anbieten, sollen wir uns heute noch dem Zwang der Selbstausbeutung und Selbstunterdrückung auf der Stufe des Individuums stellen. Die Formen der Unterdrückung werden auf den einzelnen Mensch abgewälzt. Somit wird der Einzelne zum „Mülleimer der Organisationen“, bezüglich aller ungelösten Fragen der Unternehmen im Kontext des zunehmenden wirtschaftlichen Drucks und aufgrund des sich rasant entwickelnden und unüberschaubaren globalen Weltmarktes. Die Formen der Lösungsfindung für die Unternehmen selbst, also Suche der geeigneten KandidatInnen wird abgewälzt auf die ArbeitnehmerInnen. Das Sein bestimmt das Bewusstsein (zit. Karl Marx), dies zum Schluss. Im erweiterten Sinn bedeutet dieses Zitat von Karl Marx für mich, wer sich im Internet als etwas darstellt, setzt sich dem lebenslangen Druck aus diesem Idealbild möglichst nahe zu kommen. Ich persönlich sehe die Geschwindigkeit dieser Entwicklungen, jedoch denke ich das trotz alledem menschliche Werte weiterhin einen grossen Wert haben werden und in Zukunft auch ebendiese auf dem Arbeitsmarkt durch den persönlichen Kontakt erfragt werden (vor allem im Sozialwesen).