In diesem Blog-Beitrag möchte ich aufzeigen, was Kollaboration ist und wie Wikipedia unsere Wissenskultur beeinflusst. Bevor wir zu Wikipedia gelangen, müssen wir den Begriff „Kollaboration“ definieren und die unterschiedlichen Arten der Zusammenarbeit abgrenzen.
Der Begriff „Kollaboration“
Das wohl bekannteste Beispiel für Kollaboration ist Wikipedia. Das Wort „Kollaboration“ hingegen ist historisch gesehen negativ konnotiert. Der Begriff steht für die Zusammenarbeit mit dem Feind während des Krieges oder während einer Besatzung. Im Englischen hingegen ist der Begriff „collaboration“ neutral und bedeutet so viel wie Zusammenarbeit. (Terkessidis, 2015)
Nach Camarinha-Matos und Afsarmanesh (2008) gibt es vier Formen der Zusammenarbeit, nämlich Kommunikation, Koordination, Kooperation und Kollaboration. Kommunikation behandelt den gemeinsamen Austausch von Informationen und Wissen. Von Koordination spricht man, sobald gemeinsame planerische Aktivitäten hinzukommen, die dem gleichen Ziel dienen. Die Zusammenarbeit wird zur Kooperation, sobald gegenseitige Abhängigkeiten entstehen um das gesetzte Ziel überhaupt zu erreichen. Beispielsweise ist ein Gebäude erst errichtet, wenn die Wände gemalt, die Heizungen installiert und die Lampen montiert sind. (Hardwig, 2017)
Im Unterschied zum Häuserbau bzw. zur Kooperation ist Kollaboration orts- und zeitunabhängig. Ermöglicht wird diese Unabhängigkeit durch Collaboration-Tools. Solche Tools ermöglichen eine synchrone (zeitgleiche) Interaktion zwischen den Beteiligten, indem beispielsweise Dokumente parallel bearbeitet und Meetings online abgehalten werden. Kollaboration kann auch asynchron sein, das heisst zeitunabhängig. Für internationale Projektteams ist asynchrone Kollaboration von hoher Bedeutung. Diese Art der Zusammenarbeit erlaubt Daten zeitversetzt zu bearbeiten und zu teilen. (SER Group, ohne Datum)
Der Einfluss von Wikipedia auf die Öffentlichkeit
Wikipedia wurde 2001 als gemeinnütziges Projekt zur Erstellung einer gemeinsamen Enzyklopädie gegründet. Bis 2018 wurden über 48 Millionen Artikel erfasst in über 300 Sprachen übersetzt. Die Online-Enzyklopädie basiert auf dem Wikiprinzip. Wiki (auch WikiWeb) bedeutet, dass die Besucher einer Website den Inhalt nicht nur lesen, sondern auch direkt im Browser bearbeitet können. Ziel dieses Prinzips ist das Sammeln von Wissen (häufig auch kollektive Intelligenz genannt).
Durch die wachsende Anzahl von Artikeln und Nutzern kann Wikipedia mittlerweile als globales Leitmedium betrachtet werden. Die Website erlaubt die anonyme Bearbeitung eines bestehenden Artikels. Einige Unternehmen und auch Regierungen kamen deshalb auf die Idee, ihr Image durch Bearbeitung des bestehenden Wikipedia-Artikels aufzupolieren. Beispielsweise entfernte das FBI die Luftaufnahmen von Guantánamo. Diese Aufnahmen wurde von Kritikern benutzt, um das brutale Vorgehen der USA publik zu machen. Publik wurde diese Abänderung von Artikeln erst durch eine Software, die Internetadressen von Manipulateuren ausfindig macht. (Thiel, 2007)
Durch die anonyme Bearbeitung von Artikeln ist man in der Lage, Wissen zu zensieren oder gar zu verfälschen. Wikipedia-Artikel sind daher mit Vorsicht zu geniessen. Um einen fundierten Überblick zu einem bestimmten Thema zu erhalten ist es empfehlenswert, die verwendeten Quellen des Wikipedia-Artikels zu überprüfen. Die Vergangenheit zeigt ausserdem, dass Wikipedia niemals als einzige Quelle für die Meinungsbildung konsultiert werden soll.