Berufseinstieg und Selbstmarketing

«Früher war alles einfacher» wird für vieles verwendet und darunter fällt auch der Berufseinstieg. In der Epoche der Zünfte, erlernte man den Beruf der Eltern. Heutzutage ist das ganze etwas komplexer, da man sich mit dem Beruf identifizieren und sich selber verwirklichen möchte. Um dennoch einfacher den Berufseinstieg zu meistern, ist ein soziales Kapital unabdingbar. Das soziale Kapital ist eines von insgesamt vier Kapitalarten, welche Bourdieu in seiner Theorie entwickelt hat. Es ist bekannt, dass Beziehungen einem in der Arbeitswelt weiterhelfen. Umgangssprachlich werden diese Beziehungen in der Arbeitswelt unter dem Begriff „Vitamin B“ zusammengefasst. In Deutschland sind fast 29% der Arbeitsstellen durch Vitamin B vermittelt worden. Dieses soziale Kapital nutzen soziale Medien aus, denn diese ermöglichen eine digitale Kommunikation sowie Zusammenarbeit zwischen Menschen im Internet. Xing und LinkedIn sind die führenden Plattformen, wenn es um berufliches Netzwerk geht. Doch ich bin skeptisch, dass dieser Trend im sozialen Bereich Fuss fassen kann. Denn nebst der fachlichen Kompetenz geht es bei der Auswahl eines potentielles Mitarbeiter darum, ob er ins Team passt und wie seine Sozialkompetenzen sind. Dies kann man aufgrund eines Profils nicht beurteilen und es besteht die Gefahr von Stigmatisierungen.

Morena Diaz
Zu Selbstmarketing kann ich nicht viel sagen, da ich weder XING noch LinkedIn habe. Doch eine etwas ältere Medienmitteilung, welcher aber immer noch aktuell ist, ist mir beim Wort Selbstmarketing in den Kopf geschossen. Und zwar eine Lehrerin, welche gleichzeitig auf Instagram sehr aktiv ist und ca. 60’000 Followers hat. Morena Diaz lichtet sich unter anderem im Bikini ab, was den medialen Aufschrei auslöste. Dieses Bikinifoto hat natürlich auch seine Gründe. Die junge Frau macht sich für „Body positive“ stark, d.h. sie will durch Bilder und Blogeinträgen zeigen, dass Frauen ihren Körper so lieben sollen, wie er ist. Dieser Trend hat seine Wurzeln im Feminismus und für die Lehrerin zählt das Wohlbefinden. Es ist ein Trend, dem immer wieder junge Instagram-Stars folgen, doch sie haben einen riesen Kontrahenten und zwar die Modebranche.

 

Die Mode-Industrie zeigt perfekt inszenierte Bilder von perfekt gestylten Frauen. Frauen werden dadurch oft auf ihr Äusserliches reduziert. Dass die junge Frau neben ihrem täglichen Beruf auch eine Nebenbeschäftigung als Instagram-Star hat, schlägt hohe Wellen. In vielen Augen sollte eine Lehrerin sich nicht in kurz bekleideten Kleidern zeigen, denn als Lehrerin ist sie eine Vorbild für ihre Schüler. Was wäre, wenn ihre Kinder ihr nacheifern würden?! Morena Diaz vermarktet sich und ihren kurvigen Körper für die Öffentlichkeit, doch die Schulleitung steht trotzdem hinter ihr. Dies kann für mich nur eines bedeuten: Ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen reichen soweit, dass ihr Nebenjob in den Hintergrund rückt.

Ich persönlich habe lediglich Facebook und betreibe dies auch nicht aktiv. Mein Profil ist nicht für die Öffentlichkeit gedacht, sondern eher für den privaten Gebrauch u.a. Geburtstagserinnerungen und Vorschläge für Veranstaltungen. Ich vermarkte meine sozialen und fachlichen Kompetenzen, eher in Vorstellungsgesprächen. Denn ich bin der Ansicht, dass es ehrlicher und sympathischer rüberkommt als die unzähligen Portalen wie LinkedIn oder Xing. Mein soziales Netzwerk pflege ich über telefonieren, schreiben und das wichtigste mit Begegnungen im Alltag. Es ist mir wichtig meine Freunde und Bekannte regelmässig zu sehen, sich auszutauschen und mit ihnen etwas zu unternehmen.

Literaturverzeichnis

Steckeisen. Peter. (2014). Soziologische Kapitaltheorie. Marx, Bourdieu und der ökonomische Liberalismus. transcipt Verlag: Bielefeld.

 

Quellenverzeichnis

Abbildung 1: Diaz. Morena. (2017). Gefunden am 20.11.2018 auf https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Freizuegige-Lehrerin-auf-Instagram—ein-Vorbild–25454792

 

Schreibe einen Kommentar