Die Nutzung von sozialen Medien kann durch verschiedene Motive geleitet werden. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit kann durch das Teilen von Informationen in sozialen Medien gestillt werden. Die Nutzenden können sich in Bezug auf andere als individuell und verschieden zeigen. Parallel dazu kann der Eindruck, den andere von einem selbst erhalten, gesteuert und kontrolliert werden. Laut Walther ist die Selbstdarstellung in sozialen Medien oft überlegter und weniger spontan als bei Face-to-Face-Begegnungen. Durch eine gezielte Selbstdarstellung streben Nutzende danach, einen möglichst positiven Eindruck zu hinterlassen, der wiederum zu sozialen Belohnungen wie Jobangebote oder Essenseinladungen führen kann. Eine positive Selbstdarstellung in sozialen Medien kann folglich mit einem gesteigerten Wohlbefinden der Nutzenden einhergehen. Dabei ist zu beachten, dass die unterschiedlichen sozialen Medien auch gezielt verschiedene Gruppen ansprechen. Aus diesem Grund werden auf den einzelnen Social Media Plattformen auch verschiedene Identitäten präsentiert. Berufliche Kontakte werden beispielsweise über LinkedIn oder Xing gepflegt, daraus resultierend wird dort auch eine primär professionsorientierte Identität präsentiert.
Wie Böhnisch und Schröder erklären, ist unsere Identität nicht ein Gesamtkonstrukt, sondern wird durch verschiedene Einzelstücke zusammengesetzt. Durch die gezielte Selbstdarstellung in sozialen Medien wird eine weitere Identität geschaffen, die in das Gesamtkonstrukt integriert werden muss. Es kann gezielt gesteuert werden, welche Informationen an welche Personengruppen adressiert werden sollen. Das Teilen persönlicher Informationen kann also als Instrument gesehen werden, das Menschen sowohl online wie auch Face-to-Face nutzen, um in interpersonale Beziehungen zu treten. Dies erweitert die Kontrolle der eigenen Identität, jedoch ergeben sich auch grosse Anforderungen an die Reflexionsfähigkeit in Bezug auf das Identitätsmanagement. Abschliessend kann gesagt werden, dass eine Selbstdarstellung in sozialen Medien überlegt und gezielt vorgenommen werden soll, gerade auch in Hinblick auf eine professionelle, online Identität. Wird ein LinkedIn-Profil gezielt genutzt, können die sozialen Netzwerke vergrössert werden und dadurch der Gewinn der nutzenden Person maximiert werden. Nach diesen Erläuterungen scheint es konkludent, dass das Bilden, Darstellen und Zusammenführen dieser Identitäten ein fortwährender, arbeitsintensiver Prozess beinhaltet.
Für mich persönlich ist das Unterhalten von verschiedenen Online-Identität mit grossem Stress verbunden. Die Koordination dieser verschiedenen Identitäten empfinde ich als mühsam und anstrengend. Jedoch kann ich durch sie mit verschiedenen Personen in Kontakt treten, deren Kontakt ich ohne Social Media teilweise nicht hätte. Der Vorteil der Vergrösserung meines Sozialen Netzwerkes überwiegt dadurch für mich.
Quellen:
Böhnisch, Lothar & Schröer, Wolfgang (2018). Lebensbewältigung. In Gunther Grasshoff, Anna Renker & Wolfgang Schröer (Hrsg.), Soziale Arbeit. Eine elementare Einführung. Wiesbaden: Springer VS
Schmidt, Jan-Hinrik & Taddicken, Monika (Hrsg.) (2016). Handbuch Soziale Medien. Wiesbaden: Springer VS abgerufen von https://link.springer.com/referencework/10.1007/978-3-658-03895-3?page=1#toc