Bei mir fing es im Gymnasium, im Alter von ca. 14 – 15 Jahren an. Die Plattform hiess damals Rheinportal und war sehr einfach aufgebaut. Man brauchte eine gültige Mailadresse und konnte sich so ein Profil anlegen, danach hat man sich einen Benutzernamen ausgedacht (meiner war damals „tschau“ und der meines Freundes war „hoi“) und dann gab es einen Chatroom. In diesem Chatroom tummelten sich alle möglichen Leute meines Alters und unterhielten sich. Soweit ich mich erinnern kann, konnte man Leute, sofern die Online waren, direkt anschreiben, wenn man ein @ und dann den Benutzernamen vor seinen Satz schrieb. Tat man das nicht, so konnte der ganze Chatroom lesen was man schrieb. Zu Spitzenzeiten war da ein heilloses Durcheinander und auch ziemlich amüsant, weil man auch einfach nur mitlesen konnte was andere schrieben. Oder aber, hinter der Anonymität der Benutzernamen versteckt, andere Chatteilnehmer etwas an der Nase herumführen, was wenn ich mich recht entsinne so ziemlich die Hauptbeschäftigung von uns halbwüchsigen war. Inzwschen hat sich die Plattform allerdings zu einer Art Forum entwickelt, in dem sich Leute über verschiedenste Dinge austauschen.
Nach Rheinportal kam dann MSN die Chatwebssite der frühen 2000er. Hier konnte man Freunde hinzufügen und dann mit denen chatten. Damals fand das chatten ausschliesslich am Computer statt. Mit MSN habe ich das Zehnfingersystem gelernt und meine erste Beziehung entwickelte sich auch über diese Plattform. Wir haben Stunden um Stunden damit verbracht mit Leuten zu chatten, welche wir zuvor in der Schule gesehen haben und am nächsten Tag wieder sehen werden. Ich weiss auch nicht, was wir da alles zu bereden hatten. In jedemfall habe ich sehr viele nostalgische Erinnerungen daran.
Mit Myspace ging es dann langsam in die Richtung Social Media, obwohl man für Myspace richtige Programmiererskills brauchte, war es eine zeitlang sehr verbreitet bei den Leuten meiner Alterstufe und höher. Als grosser Vorreiter von Facebook habe ich Netlog (leider ohne Quelle) in Erinnerung, auch hier bastelte man sich ein Profil zurecht und versuchte sich so gut wie möglich zu präsentieren.
Doch dann kam der grosse Player und innert kürzerster Zeit hatte jeder ein Facebook Profil und man stellte alles drauf was einem gerade in den Sinn kam. Die Funktion mit der Statusmeldung lud gerade zu dazu ein, jeden Schrott (um es höflich auszudrücken) mit seinen Freunden zu teilen. Das letzte woran man damals gedacht hatte war, dass das Internet nicht vergisst.
Dies holt uns alle jetzt ein, in der Vorlesung mit den Experten von ausserhalb war auch ein Recruiter dabei, welcher sich auf das Recruiting über Social Media spezialisiert hatte. Während seines Vortrags wurde einem vor Augen geführt, dass Dinge die man privat auf Facebook postet, plötzlich ein Hindernis bei der Arbeitssuche darstellen können. Man sollte sich selber auch ab und an mal googlen, um herauszufinden, was das Internet über einen so weiss. Spätestens von diesem Zeitpunkt an wurde mir klar, dass ein seriöser Social Media Auftritt her muss, dafür habe ich mich bei Linkedin angemeldet. Grundsätzlich habe ich nichts zu verbergen und muss mich auch für nichts schämen aber ich denke ein potentieller neuer Arbeitgeber sollte lieber ein seriöses Social Media Profil finden als irgendlwelche Posts aus meiner jungendlichen Sturm und Drang Zeit oder zahlreiche Zeitungsartikel über Theaterprojekte oder die Feuerwehr.